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3.4.04


"Weil ich als kleines Mädchen schon da gestanden bin mit dem sabbelnden Hund und gesagt habe, ganz altklug, bäh: Liebe Kinder, morgen wird das Wetter schön. Geht raus zum Spielen. Wir sehen uns übermorgen wieder." (Da is morjen dä Fisch drin)


"ich klingle kurz oder du bist schon unten"


"Das Brandenburger Tor ist vergleichbar mit den verbotenen Apfelbaum wo die dicke fette Schlange die ganze Menschheit verführt hat. Die dicke fette Schlange war Helmut Kohl gewesen." (via bov)


"Ich kenne einen Künstler, der vermarktet seine Sachen falsch (Haha, denken Sie jetzt, wie ungewöhnlich). Aber hier ist es wirklich einer der krasseren Fälle. Was er macht, ist alte Seidenfabriken auszuräumen und aus den Sachen, die er dort findet, Möbel zu bauen. Er sagt dazu 'Recycling-Kunst' und solche Sachen. Nur: was er dort verwendet, sind zum größten Teil alte Webstühle. Die ersten Geräte, die lochkartengesteuert waren. Sein verdammter Katalog besteht aus alten Lochkarten, rauhe duftende fühlbare Datenträger, hundert Jahre alt (oder so), aus europäischen Seidenfabriken, die es nie wieder geben wird. Vielleicht irre ich mich, aber wenn es noch ein paar Leute gibt, die sich ähnlich irren wie ich, sollte es möglich sein, dass er wenigstens seinen Lebensunterhalt davon bestreiten kann." (Kritik als relativistischer Enthusiasmus auf funkenfeuer)
 

2.4.04
 

1.4.04



Private Dimensionen des Methusalem-Komplotts


"Im Krieg gibt es keine Hypochondrie wie auch sonst kaum Neurosen: Die allgemeine Zerstörung ist so umfassend, daß das Individuum auf den 'Luxus' seiner Individualzerstörung verzichten kann." (Caroline Neubaur in der F.A.Z. vom 31. März 2004 über "Hypochondrie. eine psychoanalytische Bestandsaufnahme" von Bernd Nissen (Hrsg.), Giessen, 2003 / via Malorama)


Assonantes Raunen

"Naturwissenschaftlich gesehen, ist auch das serielle Spiel 'Salz-Metall-Blut' höchst zweifelhaft, zumal verkoppelt mit der adverbialen Ableitung 'hämatin', ein Wort, das es  n i c h t  g i b t; es fußt allein auf einer Assonanz. Zu dem ganzen Komplex siehe http://www.die-dschungel.de/ANH/txt/reden/flirren.htm." (Alban Nikolai Herbst verteidigt seine literarische Autonomie im Umgang mit den Mondphasen des Erdbluts, das Herbst zufolge monatlich den Unterleib der permanenten Schöpfung verläßt. Der Autor war auf Skepsis gestoßen, als er in einem romantischen Aufruf an seine Leser auf die Durchlässigkeit der europäischen Außengrenze gegenüber der "Meermutter" hinwies, die sich seit jeher von den Europäern nähre. Die Brandung der ewigen Schöpfung, das "Surfgut" poetischer Bilder, erzeugten nicht nur eine permanente Geräuschkulisse erhabener Klänge, sondern fluteten mit einer solchen Gewalt über das sinnlich empfängliche Ich hinweg, daß an dessen beständige Einrichtung in der Welt nicht mehr zu denken sei. "Baut euch kein Haus", warnt Herbst, der "rauschhafte Seefahrt" als letzte Überlebensweise feiert und dem Publikum die Pfützen eines Berliner Boulevards als Hinweis auf ein kommunizierendes System europaweit zirkulierenden Fruchtwassers schildert: "Das stammt nicht von oben, sondern unten ist es der permanenten Schöpfung entquollen, ein Erdblut, das monatlich, mondlich, austritt.")

"Erdblut? Die Erde hat ihr Klimakterium doch lang schon hinter sich! Erinnern Sie sich gar nicht mehr an diese üblen Hitzewallungen vor '45?" (Am 1. April 2004 im ANH Forum veröffentlichte Blutboden-Assoziation)
 

31.3.04


"Why the renewed interest in Che, when so many communist governments have failed? Mr. Trigiani said, 'I think there are many reasons for this and one of them is Mike Tyson.'" (Die New York Times zitiert John Trigiani, Besitzer eines Versandhandelsgeschäfts für Guevara-Devotionalien - via frapp.antville)


"Kleine Variante durch die Erinnerung an einen jüdischen Freund, der am Tag der OP erfahren musste, dass sein Anästhesist Dr. Goebbels heisst."


"Angst in Krankenhäusern ein fast pawlowscher Reflex, allein der Geruch, der Linoleumfußboden (der guten Abwaschbarkeit wegen), diese rettungslose Einsamkeit, fast der einzig verbleibende kleinste gemeinsame menschliche Nenner.
Vor ein paar Tagen nachts in der Notaufnahme gewesen, auf dem komischen Untersuchungstisch liegend dann gedacht, daß alles, all die Ansammlung von Leben, Wissen, Gefühl, Hoffnung, all die Bücher, die Musik, die Reisen nicht das kleinste Bißchen nützen gegen die Angst in Krankenhäusern, die Todesverfallenheit gepaart mit ikeahaftem Intensivstationsdesign und die trübe Aussicht genau dort dann irgendwann vor den Augen eines übernächtigten Arztes im Praktikum 'aus dem Spiel genommen zu werden'."

Die besten Genesungswünsche der Funktionalen Gruppe an die gelassenste Stimme des Sofa Bloggers.
 
 




Red bandana print silk shorts, white lace up sneaker with green cayman insert and web, bracelet in 18kt yellow gold, ring in 18kt yellow gold (Pin up für H.)


Dogmatischer Streit mit H.
Polemische Bemerkungen über die Überangepaßtheit von Renegaten.
H: "Welcher René?"
 

30.3.04


Gifts


"Staat und Revolution (Lenin), Die Deutsche Ideologie (Marx, Engels), Das Leben des Galilei (Brecht), Ästhetik des Widerstands (Peter Weiss), Hyperion (Hölderlin), Literatur und Revolution (Trotzki), Macbeth (Shakespeare), März (Heinar Kipphardt),Mutmaßungen über Jakob (Uwe Johnson), Push (Sapphire), Das Totenschiff / Rebellion der Gehenkten / Die Weiße Rose / Schatz der Sierra Madre (alle von B. Traven), Drachenblut / Der fremde Freund (Christoph Hein), die Gedichte von August Stramm" (Ich bin Redakteur der sozialistischen Zeitung Linksruck, 35 Jahre alt und lebe in Berlin. Als aktiver Sozialist beteilige ich mich am Aufbau der globalisierungskritischen Bewegung.)


"Das Drama spielt in Berlin, doch hat es auch das Zeug für einen Western. Wirtschaftsminister Clement gibt den traurigen Helden, der im Begriff steht, seinen letzten Kampf auszufechten. Die Szene ist gespenstisch. Einsam, müde und gezeichnet steht er gegen den Rest der Koalition. Er ist das Gesicht der deutschen Wirtschaft, deren alte Stärke zwar noch im allgemeinen Bewußtsein verbreitet ist, die aber gleichzeitig schon die Verdrängung durch neue Kräfte spürt. Noch hält Clement durch, noch wehrt er sich gegen eine umwelt- und sozialpolitische Überforderung der hiesigen Unternehmen." (Aus der F.A.Z. vom 29. März 2003)




 

29.3.04


"Millionen Frauen irren mit leeren Flaschen umher. Kein Mann außer Ihnen hat den Frauen eine so sinnentleerende und entwürdigende Arbeit auferlegt wie Sie." (F. J. Wagner in der BILD-Zeitung über die politischen Erfolge des Bundesumweltministers)


"Zahnarzt finden, der einem ausschliesslich physische Schmerzen zufügt."


Antiquarischer Stabilbaukasten (zu einer Weblogtheorie)

Die Unverwüstlichkeit mancher Ideen verblüfft, auch wenn mit ihnen nurmehr der Baukasten zu einer Weblogtheorie aufgefüllt werden soll. Eigentlich kann auf die Demokratisierung der Autorschaft und die Abschaffung ästhetischer Spezialkompetenzen in einer vollständig ästhetisierten Mediengesellschaft niemand mehr Hoffnungen setzen. Es ist ja kein Mangel an medialer Alphabetisierung zu beklagen, und die Alphabetisateure verzweifeln längst an der entrückten Handlungsferne der medialen Überinformation. Brauchen wir mehr Inhaltsanbieter außerhalb der professionellen Institutionen? Soll sich der "Autor" nach allen Klagen über Deskilling und Selbstreferentialität wirklich selbst "überflüssig" machen, damit die Menge der Mediennutzer zu einer Masse von Autoren wird? Eine solche Volkstümlichkeit als kritische Praxis mußzuverstehen, mag vor einigen Jahrzehnten noch möglich gewesen sein. Wer sich aber an die Erfahrungen mit den ersten medienkünstlerischen Aufbruchbewegungen, den Access for all-Utopien, den Demokratisierungsnetzwerken aus den 90er Jahren nicht vergessen hat, wird vor allem den geringen Abstand zwischen den demokratischen Amateuren und der Medienindustrie bemerken, die jede avantgardistische Trotzreaktion in immer kürzeren Abständen absorbiert. Spontanwiderstand und Vernetzung sind sympathisch. Keine Technik oder Haltung aber ist in Sicht, die der nivellierenden Ästhetik der Spaßgesellschaft mehr als eine intermittierende Ironie entgegenzusetzen imstande ist. Was wir nach allen Erfahrungen mit dem Ästhetik-Überschuß unserer Gesellschaft am wenigsten brauchen ist die epidemische Ausweitung medialer Kommentare. Man könnte sich also fragen, was es bedeutet, wenn Blogbetreiber die Kommentarfunktion ihrer Software bereits für demokratische Praxis halten.




Ghosttown - my rides through chernobyl area (via don.antville.org)
 

28.3.04


"Es war schrecklich! Vor zehn Tagen musste mein Mann niesen. Dabei riss die Operationsnaht. Ganz viel Blut spritzte aus seinem Brustkorb." (Edith Moik, 60)


"Wedding hat sich zum ersten Großstadt-Ghetto in Deutschland entwickelt: Zuerst trauten sich keine Fremden in das Viertel in Berlin, dann wagte sich auch nicht mehr die Polizei in das Stadtgebiet. Eine Privatarmee der herrschenden Clans, Teil eines weltweit operierenden Kartells, hat die Kontrolle über den Stadtteil übernommen. Die Bundesregierung entscheidet sich für den Einsatz der Bundeswehr. Es kommt zum Häuserkampf, der Widerstand der gut bewaffneten paramilitärischen Einheiten ist größer als erwartet." (Sabine Magerl entwickelt eine Vision vom Kampf der Kreisbranddirektoren gegen professionelle Terrorkonzerne)


"Die Gegenwartskunst, das zeigt sich auf der Ars Electronica, wird heute von der Biotechnik geformt." (Sabine Magerl über die Neuronen des Goldfisches)


"Was ist passiert? Ist die Jugendkultur inversiv? Wird, je weiter man sich auf dem Zeitstrahl des Alters fortbewegt, man durch einen Umkehrschluß, kulturell gesehen, immer jünger? [...] Wie ein breiter Keil hat sich die Generation der Babyboomer in die Geschmacksindustrie getrieben, und seitlich bricht die Jugendkultur wie ein morscher Knochen weg." (Sabine Magerl in der F.A.S. über das Ende der Jugendkultur)


"Wenn nichts als Mist in den Charts ist, Casting-Bands beschimpft und Dieter-Bohlen-Melodien verhöhnt werden, gilt der Pop-Teenager immer noch als Verursacher und Sündenbock: Seine Ahnungslosigkeit und seine Geschmacksverwirrung, heißt es, machen den ganze Schrott erst möglich. Das ist, man sieht es am Beispiel von Alexander und Sarah Connor, schreiend ungerecht. Teenager kaufen diese Platten auch, keine Frage - aber für den wahren Erfolg sorgen erst wir, die Erwachsenen. Das ist die eine Seite. Die andere ist, dass die Jugend der Zukunft wohl auf ein existenzielles Jugendgefühl verzichten muss: Teil einer globalen Popbewegung zu sein, die im Untergrund beginnt, dann aber die Charts erklimmt, die Alten schockiert, verbrauchte Legenden beiseite räumt und auf allen Kanälen die Welt erobert. Junge Menschen haben ein Recht auf dieses Gefühl. Aber ob sie noch die Masse und Kaufkraft haben, es auch durchzusetzen - das erscheint immer fragwürdiger." (Tobias Kniebe über den Abschied vom Vatermord in der Pop-Kultur II)


"Der deutsche Norah-Jones-Hörer ist im Schnitt 37 Jahre alt – das ist, gemessen an ihrer eigenen Jugend, dann doch ein Rekord. Solchen Künstlern wird die Zukunft gehören, die Macht des globalen Marketing, die Suche der Plattenfirmen nach dem nächsten großen Ding." (Tobias Kniebe über den Abschied vom Vatermord in der Pop-Kultur I)


"Wir verlieren eine Stunde ... BILD-Leser und ihre Lieben können die verlorene Stunde wieder zurückgewinnen.
Auf dieser Seite drucken wir BILD-Zeit-Taler zum Ausschneiden ab. Jeder funktioniert als Gutschein und ist eine Stunde wert. Mit jedem können Sie das Wertvollste verschenken, das sie haben: Zeit. Und so wird’s gemacht: Den BILD-Zeit-Taler ihrer Wahl ausschneiden, verschenken (mit den Worten: Hiermit schenke ich dir eine Stunde...) und tun, was drauf steht. Natürlich können Sie sich auch eine eigene Stundenprämie ausdenken. Zum Beispiel: 1 Stunde Supersex, Auto waschen, Ruhe, putzen, Für dich kochen, Massage, Mit dir reden, zuhören, Später zur Arbeit kommen (können Chefs ihren Angestellten schenken), länger arbeiten (so können sich Angestellte bei ihren Chefs revanchieren)."
 





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