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17.5.03


Content just illustrates your views and personality
"I really hate the term link whoring. It seems to stem from some snobby attitude about how social networks are supposed to work. Those that cry loudest about it remind me of the self-proclaimed cool gang at schools which laugh at the new kids that go about introducing themselves, especially if they're generous with their lunch packs. I was a big kid at school (and usually popular 'cos where I schooled family wealth counted for a lot) and always felt kind of sad for the scrawny little kids who would be ostracised for being too eager. I'd gladly take their friendship (and y' know some of their lunch) in preference to the dumb ass righteous bastards that sneered down at their nose at them. It's amazing that such practices and ideas don't get left behind in the playground. Link whoring uses an anology of selling yourself for money which is so wrongheaded to me. Where did this term originate? Which smart ass thought that asking for attention was equivalent to prostitution?
Another pet pieve: Content is King on the Internet. What rubbish. Content is secondary and maybe even further down the list. Social networks aren't about content. Content just illustrates your views and personality. If content matters it is because informative, intelligent opinions generally indicate people worth knowing. Content is king in the old media but even then celebrity seems to be more important. People are king on the Internet. And those who wish to exclude others based on some snobby attitudes about the correct etiquette or some cultural imperialism about how social networks should behave need to be lined up and spanked by a big lady in a nurse's costume. I'll gladly take that punishment myself I say: Let's all go out link whoring. Link to me folks, I will show you a good time. Me love you long time." (Öffentliche Erklärung des Blogshares-Gründers und Administrators Seyed Razavi)


Aber liegt darin die Aufgabe: sich zu kennen, zu einer angemessenen narrativen Darstellung seines Lebens zu gelangen? Und sollte hier überhaupt die Aufgabe liegen? Besteht die Aufgabe darin, den Bruch, die Unterbrechung zu verdecken, die für das 'Ich' konstitutiv sind, und sich dazu narrativer Mittel zu bedienen, die die Elemente ziemlich gewaltsam in eine Erzählung zusammenbindet, die inszeniert wird, als ob das unbestreitbar möglich wäre, als ob sich der Riss kitten und die unangreifbare Verteidigungsstellungwieder herstellen ließe? (J. Butler, Kritik der ethischen Gewalt, Adorno-Vorlesungen 2002, S. 84.)


Heute fällt mir ein, daß C. mir vor 4 Wochen geschrieben hatte, ich hätte das Recht "verwirkt", mich noch je in "Erinnerung zu bringen". Das war aus schlechter Erfahrung so formuliert. Die Aberkennung des Rechts auf sich aufmerksam zu machen, verbietet wohl nicht zugleich das Erinnertwerden, sondern beläßt es sozusagen in der Autonomie der rechtsprechenden Instanz, die dann vor sich selber Gesetze erläßt, die Erinnerung verwaltet, grundbuchamtlich vermißt, freigibt und modifiziert. C. wollte für den Fall der Fälle noch einmal deutlich machen, daß getrennte Erinnerungen private Besitzstände sind, Rechtstitel und urkundliche Bestätigungen für die Richtigkeit der als Beweismittel zugelassenen Legenden und Glaubenssätze. C. hat ein einerseits zierliches und andererseits rechteckiges Kreuz und hat die Erinnerungen auf hohe Regalbretter gewuchtet, gesammelte Belege für die Existenz irreversibler Gewalt. So stellt sich eine ältere Ordnung wieder her, die als begrabener Verdacht überwintert hatte, wiederaufgerufen durch eine Attacke auf die befriedeten Verhältnisse und nun zu einem geschlossenen, über alle Störungen triumphierenden Bild von einer gewissen Strahlkraft gerundet, eine negative Beruhigung, die nun an Stelle der Erinnerung tritt. C. unterstellt, "sich in Erinnerung zu bringen" sei eine Art Evokation unverbindlicher Versprechungen, wie sie andeutete, jederzeit aufhebbar, weil an keine verläßliche Wörtlichkeit gebunden, ein bildhafter Nebel, der mit einiger Unverschämtheit aufrecht erhält, was ausdrücklich eben gerade zerfallen war. Wo die eigentlich immer verdächtig sicheren, wörtlichen Verträge gebrochen sind, schickt das "sich in Erinnerung bringen" noch ein paar Bilder hinterher, die alles bedeuten könnten, das heißt, nach Maßstäben der Ordnung am Ende nichts. So wird jeder Einwurf zur Anmaßung, jede Unabgeschlossenheit zu einer blinde Wut erzeugenden Aggression und jedes Angebot alternativer Bilder zu einer propagandistischen Täuschung über die Unausweichlichkeit des Versagens, das heißt des Verrats.


"Ich kann die Geschichte nicht geradlinig erzählen, ich verliere den Faden und fange noch einmal an und habe etwas Wichtiges vergessen, das sich so schwer noch einfügen lässt, ich komme ins Grübeln und denke nach, ich denke, dass es einen begrifflichen roten Faden geben muss, aus dem sich eine Erzählung spinnen lässt, ein verlorenes Zwischenglied, eine mögliche Chronologie; das 'Ich' wird immer konzeptueller, immer wacher, immer konzentrierter, immer entschlossener - und eben hier muss der Faden sich auflösen. Das erzählende 'Ich' stellt fest, dass es seiner Erzählung keine Richtung geben kann, dass es keine Rechenschaft von seiner Unfähigkeit zu erzählen geben kann, dass es nicht erklären kann, weshalb seine Erzählung sich auflöst, und so erfährt es sich schließlich selbst, oder es erfährt sich vielmehr erneut als radikal, wo nicht uneinholbar unwissend in der Frage, wer es eigentlich ist. Und dann bietet das 'Ich' dem empfangenden Analytiker oder Anderen keine Erzählung mehr. Auf ganz spezifische Art und Weise bricht das 'Ich' vor dem Anderen, oder, mit Lévinas, ange- sichts des Anderen zusammen (ursprünglich hatte ich hier geschrieben: 'das angesichts des Anderen', um zu zeigen, dass auch meine Syntax hier zusammenbricht). Oder: das 'Ich' bricht kraft des Angesichts des Anderen zusammen. Das 'Ich' stellt fest, dass es angesichts eines Anderen zusammenbricht. Es kennt sich nicht und wird sich vielleicht nie kennen." (J. Butler, Kritik der ethischen Gewalt, Adorno-Vorlesungen 2002, S. 83f.)
 

16.5.03


"Diese wesentliche Kraft des Menschlichen oder dieser Mut zu sein - Quelle des Mutes schlechthin - zeigt sich konkret im Aufrechterhalten seiner Identität gegen all das, was deren Selbstgenügsamkeit oder deren Für sich verändern wollte, zeigt sich in der Weigerung der menschlichen Identität, jeglicher Einwirkung zu unterliegen, die ohne ihr Einverständnis auf sie ausgeübt würde. In jeder Beziehung wird vom Menschen eine freie und vernunftgemäße Entscheidung erwartet. Mit der Bewußtseinserlangung wird demnach das Einverständnis gegeben und ist die Entscheidung bereits getroffen. Nichts stößt dem Menschen zu, das nicht zu irgendeinem Grad bewußt übernommen wäre, nichts könnte ihn ohne die Vermittlung der Reflexion berühren." (E. Lévinas, Wenn Gott ins Denken einfällt, S. 81f.)


"Ich würde meinen Enkeln sagen, Joschka Fischer war ein Mann by myself. Er war allein und kämpfte für alle. Ich mag die Vorstellung, dass Joschka Fischer ein Straßenname wird." (Franz J. Wagner in der BILD Zeitung vom 13. Mai 2003)


Worte zur Nacht
"Als Wort der Worte nämlich sagt sein eine Aktivität aus, die keine Veränderung bewirkt - weder Qualitäts- noch Ortsveränderung - sondern genau die Identifizierung des Identischen als solche und damit so etwas wie die Nicht-Beunruhigung der Identität, so etwas wie den Akt ihrer Ruhe - offensichtlicher Widerspruch in den Begriffen, den die Griechen nicht zögerten, als reinen Akt zu denken, und der wahrscheinlich dort überhaupt nur denkbar ist, wo man über den festen Boden unter seinen Füßen und das Gewölbe des Fixsternhimmels über seinem Haupt zu staunen weiß. Das menschliche Versagen beginnt folglich im Trauma des Endes, das die Kraft des esse bricht, in der 'Endlichkeit des menschlichen Seins'. Das bedrängende Bevorstehen des Nichts, die Bedrohung durch Gewalttätigkeiten, die dessen Fälligkeit beschleunigen können, die Zerstreuungen, die die Aufmerksamkeit von ihm ablenken, aber auch der Glaube, der dieses Bevorstehen des Nichts verneint - gestatten es, die menschliche ,Materie' nach Belieben zu formen." (E. Lévinas, Wenn Gott ins Denken einfällt, S. 81)
 

15.5.03
 

14.5.03
 

11.5.03
 





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