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21.6.03


"Fuer die Ausstellung 'Endloser September' sucht der Autor und Bildende Kuenstler Andreas H. Drescher in Prosa und Lyrik, die sich mit dem 11. September 2001 und der These beschaeftigen, dass dieser Tag letztlich bis heute anhaelt. Einsendeschluss ist der 11. August 2003." (Aus dem Mailing einer Berliner Off-Galerie)


"Warum eigentlich der halbe Preis?, frage ich."

 

20.6.03


"Sie sagt, die Auseinandersetzung mit der Kunst und der Weltkultur gab ihr eine globale Perspektive und erlaubt es ihr, Ähnlichkeiten sowie auch Unterschiede zu verstehen. 1983 wurde sie bei Arbeiten in Hongkong mit Feng Shui vertraut. Ihre Installation Wall Of Love begann mit einem Traum, in dem sie ihre Liebe zu Feng Shui und ihre Liebe zur Kunst zusammenführte. Die Installation besteht aus 99 handgemalten Bildern eines einfachen roten Herzens auf weißem Untergrund." (Aus der Presseerklärung einer Berliner Off-Galerie)


"Alles, was wir tun, ist gleichzeitig hoch spezialisierte Arbeit, aber fast nichts wird bezahlt: sich informieren, schreiben, Projekte machen, vernetzen, Band haben, Kinder großziehen, ausgehen. Wir müssen Erlebnisse haben, um sie verwerten zu können, Demütigungen erleben, um daran zu wachsen, zwischenmenschliche Schwierigkeiten überwinden, um soziale Kompetenz anzuhäufen. Diese Anstrengungen werden von unserer leistungsorientierten Gesellschaft natürlich null honoriert, aber das ist uns auch ein bisschen recht, denn wir sind ohnehin für ein eher kontemplatives Dasein geschaffen." (Christina Rösinger über die Lo-fi-Bohème, via ERR)


"Strenge Zeiten (Wahn, Enge, alternativloser Zustand, Diffusionsflucht. Logizistische Dichotomisierung, Tugendterror)" (Meßdaten und Tröstungen aus dem Liebesleben)

 

19.6.03


Seit jeher in dessen Orchideengarten
"Würde ich eine weiteren Begriff für 'Künstler' suchen, würde ich ihn/ sie als Klimaforscher bezeichnen. In einer Zeit autistisch anmutender Globalisierungspolitik, die in mittelalterlichem Gestus von 'Gott befohlener' Imperialisierungsstratigien und Gewinnorientierung ihre Politik argumentiert, wird der Kunst seit jeher die Funktion zugeschrieben, Bewegungen und Positionierungen der Gesellschaft in dessen Orchideengarten nach zu zeichnen. Ungeachtet dieser Außenbetrachtung vermischen zeitgenössische Künstler bekannte Kategorien der Malerei, Skulptur, Fotografie, Medien und Video, gepaart mit Gesellschaftstheorien aus den Sparten der Zukunftsforschung, Urbanismus, Feminismus und Politik, und werden mit ihrer Kunst zum Pegel dieser Meßskala: im Klima des Geschehens direkt zu agieren. Der Prozeß des Samplings wird im Sinne seiner sich beeinflussenden und vermischenden Strömungen, ähnlich wie in der Sprache der Luftthermik, zum generierenden Moment der Kunst. Die Gruppenausstellung 'Klimatisch im Hoch' faßt Einzelpositionen zusammen, die sich an der Paxis von Netzwerken und Beziehungsprozessen orientieren und ihren ganz eigenen Kick an Welt haben. Im Sinne einer Sommerausstellung sind wir 'Klimatisch im Hoch', wobei der Titel selbst keine Wertung im Positiven oder Negativen festsetzt, weil Spannungsfelder immer ihr Zentrum in den Bewegungsschub setzen. Zur Ausstellung erscheint ein Fanzine mit dem Titel 'Klima' mit Künstlerbeiträgen, Kritiker und Kuratorenbeiträgen zur Frage des Klimas in der Kunst. Weiters soll im Rahmen der Ausstellung ein 'Klima Talk' zur Kunst stattfinden." (Aus der Presseerklärung einer Galerie in Bregenz)




"We have a beautiful snapshot of the Y chromosome," geneticist David Page of the Massachusetts Institute of Technology says. "Now we need to look in other lineages to build up a photo album of its diversity."


"Reports of the demise of the Y chromosome and an impending extinction of men may have been exaggerated. The Y's full genome sequence reveals that we have underestimated its powers of self-preservation. Instead of doubling up to protect its genetic cargo like other chromosomes, the lone Y safeguards its genes by having sex with itself, an international consortium has found." (Quelle: Nature)


"Ich bin 73, und wenn einige meine Anteilnahme daran messen, wie schnell ich hochkomme, sind das Arschlöcher! Ich bin jedenfalls aufgestanden." (Burkhard Hirsch über eine Schweigeminute für den verstorbenen Jürgen W. Möllemann.) "Finaler Rettungsschuss, Amnestie für Parteispendensünder, Abschiebeabkommen für straffällig gewordene Türken, erweiterte Abhöraktionen gegen organisierte Kriminalität - immer war Hirsch dagegen. Und jetzt bei der letzten Ehre für einen Toten. Mal abwarten. Der liebe Gott hat's gesehen!" (Mainhardt Graf Nayhauß in der Bild-Zeitung über Burkhard Hirsch)


"Kuhl, der frühere Büroleiter von Jürgen Möllemann († 57), sagte weiter, zwei Männer im Alter zwischen 25 und 30 Jahren hätten für das Video einen sechs- bis siebenstelligen Betrag verlangt. Sie hätten ihm ein Standbild des Video gezeigt, auf dem bei sehr schlechter Bildqualität ein Mann und mehrere Frauen zu erkennen gewesen seien. Die Unbekannten hätten erklärt, bei dem Mann handele es sich um Friedman." (BILD, 19.06.2003)


Möllemanns Unsterblichkeit
"Denn das, was da an Sprüchen dann unterwegs ist, wo sich dann einige Leute in ihren Vorurteilen bestätigt fühlen, das schadet der Sache viel mehr als der Person." (Friedrich Merz über Michel Friedmans negativen Einfluß auf die jüdischen Gemeinden Deutschlands, via IN)

 

17.6.03


Nobody likes me, everybody hates me,
guess I'll go eat worms...ba rum bum.
Short ones, skinny ones, fat ones, fuzzy ones -
Oh, how the little ones squirm!


"Einmal habe ich das Meeresleuchten gesehen, auf einem Deich in Holland, umarmt von einer Frau, die ich sehr liebte, und sie, umarmt von mir, und wir konnten uns das Leuchten der Schaumkämme gar nicht erklären, bis ich mich an den Biologieunterricht erinnerte, irgendwo zwischen Elmsfeuer und Glühwürmchen stak auch das Meeresleuchten heraus, ich sagte nur das Wort und wir gaben uns einen der Küsse, die mir ein bißchen fehlen, vor uns war das Meeresleuchten und hinter uns ein stilles Meer aus Dünen, graue Kuppen in einem feinen Gespinst von Tiefnebel; wir gingen in einen unbekannten Zauber an diesem Abend, er hat sich uns nicht wiederholt, es war das einzige Meeresleuchten ganz speziell für uns."


"Lumpenbourgeoisie." (Peter Praschl über das feixende Stillschweigen der Dienstaufsichtsinstanzen anlässlich ehrabschneidender Indiskretionen)


"Dass es in Deutschland das Allerschwierigste zu sein scheint, ein Antisemit zu werden. - Ist mir neulich bei der medialen Verarbeitung Möllemanns aufgegangen: dieselben Leute, die ein antisemitisches Flugblatt ein antisemitisches Flugblatt nennen, die antisemitische Bemerkungen antisemitische Bemerkungen nennen, die das Kalkül mit antisemitischen Wählern ein Kalkül mit antisemitischen Wählern nennen, wehren sich entschieden, den Urheber des Flugblatts, der Bemerkungen und des Kalküls einen Antisemiten zu nennen. Handlungen, die nichts mit Personen zu tun haben, irgendein Geschehen, das einfach so passiert, jenseits des Ichs. Eine sehr merkwürdige Reformulierung des Mind-Body-Problems."


"Die Gruppe der höheren Clerks, der 'Jungs aus gutem altem Hause', soliden Firmen zugehörig, war einfach unverkennbar. Sie erkannte man an ihren auf bequemen Sitz gearbeiteten Röcken und Hosen aus Schwarz oder Braun, an den weißen Krawatten und Westen, dem breiten, gediegenen Schuhwerk, und den dicken Strümpfen oder Gamaschen. - Sie alle hatten leicht schon kahle Köpfe, von denen das rechte Ohr, lange als Feder-Halter benutzt, auf eine wunderlich spitzige Weise abstand. Ich bemerkte noch, daß sie ständig mit beiden Händen den Hut abnahmen oder wieder aufsetzten und daß sie Taschenuhren trugen, mit kurzen Goldketten von schwerer alter Arbeit. Sie strahlten etwas ausgesprochen Honoriges aus - gesetzt, man kann dergleichen überhaupt bewußt nach außen zur Schau stellen."


Erprobung einer vernichtenden Metapher

"Ich nehme dich zur Kenntnis, wie du dich hier darstellst, und schraube mich in meinem selbstgeschnittenen Gewinde. Du bist - verzeih mir das direkte Wort - ein arrogantes Arschloch."

"Du magst Dich weiter am selbstgeschnittenen Gewinde hochschrauben, es wird Dir - wenn auch auf von mir nicht favorisierte Weise - die Qual des Missverstehes nehmen; ich klinke mich hier aus und lebe damit."

Staub in der Gewindeschraube, nicht zu favorisierender Grobschnitt, sich selber richtendes, arrogantes Gebinde.

 

16.6.03


Eine Art masochistisches Unterwerfungsbegehren als Medium des eigenen Veränderungssehnens: "Manchmal ist da ein Widerstand gegen etwas, das ein Anderer, eine Andere tut, ein unmittelbarer, störrischer, unverrückbarer aporetischer Widerstand. Dieser Widerstand aber, den ich spüre, will in seiner unverrückbaren Beharrlichkeit nichts anderes als durch wirkliche, umfassende existenzielle Überzeugungskraft, durch den starken Willen genau dieser oder dieses Anderen, durch das starke Begehren, die überwältigende Erfahrung dieser Person gebrochen und transformiert zu werden. Ich will transformiert werden. In eine andere Person. Handle so, dass Du mir unausgesprochen sagst: 'Du musst Dein Leben ändern!' Ja. Mein Leben ändern." Soll heißen, der Widerstand ist nur Schein. Er ist ein Meßinstrument für den existentiellen Ernst der von außen herangetragenen Vorgaben, die ohne externe Intervention nicht handlungsfähig zu formulieren sind. Ein sympathisches, aber leicht unverschämtes Programm: Fordere mich nicht rational heraus, sondern lebe mir mein eigenes Änderungsprogramm vor. Deute meine hinhaltende Obstruktion als Zeichen der Selbstfindungsabsicht. Belehre mich so, daß ich es nicht merke, obwohl ich es weiß. So delegiert man die Selbstherausforderung an andere, um sich an der Hand nehmen lassen zu können, ohne davon zu sprechen. Ein schwieriger Pas de deux der Schizophrenien.

 

15.6.03


Bedrohungsexperiment
"'Mit einer tickenden Höllenmaschine wird auch der tollköhnste Täter nicht durch die Republik reisen', erklärte der Präsident des Sächsischen Landeskriminalamtes, Raisch. Die Ermittler wollen laut Raisch den Sprengsatz und den Bahnsteig nachbauen und die Situation auf dem Bahnhof nachstellen, um mit einer gezielten Sprengung die Gefährlichkeit des Sprengsatzes belegen zu können."


"Ich glaube, es ist nicht wichtig, sich mit Wirtschaft zu beschäftigen, weil die internen Strukturen von Wirtschaft zu komplex und kompliziert sind und zudem Wirtschaft ein ekelhaftes Kapitel ist. Wirtschaft funktioniert nicht nach den Regeln, die man in der Uni lernt. Die Triebfeder von Wirtschaft sind Gier und Machtgeilheit." (Sonntagspredigt eines New Economy Renegaten)


"Mich interessiert, warum jede öffentliche Angelegenheit nur noch als Geldangelegenheit verhandelt wird, warum jede Tradition, jede Einrichtung und jede Vereinbarung unter einen kurzfristigen Rentabilitätszwang geraten ist, warum und wie Wissen, Nähe, Fürsorge, Schönheit, Kunst unter der Messlatte des Geldes ihren eigenen Wert verloren haben." (Monika Maron hat der Sonntagsbeilage der Süddeutschen Zeitung eine Dokumentation ihrer wichtigsten Besorgnisse beigelegt)


"Falten. Falten. Falten. Heilig. Heilig. Heilig." (Die letzten Worte einer Predigt, die Dekan Stefan Mai heute morgen in der Grafenrheinfelder Pfarrkirche Kreuzauffindung über die Physiognomie der Anteinahme gehalten hat)

 





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